Finanzplanung für Unternehmer: Besonders komplex und beratungsintensiv
Haben Sie sich schon einmal überlegt, warum es – mit wenigen Ausnahmen – vor allem Unternehmer sind, die die Ranglisten der reichsten Menschen der Welt anführen? Klar wird das, wenn wir die unternehmerische Tätigkeit als eine Art Geldanlage betrachten. Denn dann zeigt sich, dass Unternehmer ein besonders hohes Risiko tragen. So ist die eigene Firma nicht diversifizierbar und in Bezug auf das Einkommen und das Vermögen eine Art gehebeltes Klumpenrisiko. Dazu kommt das Risiko der persönlichen Haftung, und dass zusätzlich zu dem gebundenen Kapital das Humankapital und das künftige Einkommen des Unternehmers untrennbar mit der Firma verbunden sind.
Unternehmertätigkeit bringt hohe Komplexität mit sich
Mit anderen Worten: Jemand der eine Firma gründet, trägt extrem hohe Risiken. Dafür, so die grundlegende Idee der Kapitalanlage, sollte die- oder derjenige auch ein entsprechend hohes Renditepotential haben. Diese Überlegungen zeigen aber auch, dass die Unternehmertätigkeit aus Sicht der Finanzplanung eine Vielzahl an Besonderheiten aufweist. Dazu gehört zum Beispiel, dass Unternehmer mit sehr viel mehr Freiheiten und Optionen ausgestattet sind, wodurch sich die Komplexität und das Fehlerpotential ihrer Situation im Gegensatz zu einem Festangestellten deutlich erhöht. Tatsächlich ist die Fülle an Fragen und Themen, mit denen sich ein Firmeninhaber auseinandersetzen muss, sehr vielfältig.
Das beginnt schon bei der Vermögensstruktur, die den unternehmerischen und den privaten Bereich sowie auch die Nachfolgethematik umfasst. Aber auch der Bereich Steuern weist eine hohe Komplexität auf. Hier geht es um Aspekte wie die potenzielle Erbschaftssteuerlast, oder ob der Gesellschaftsvertrag und das Testament aufeinander abgestimmt sind. Und schließlich geht es um eine umfassende Liquiditätsplanung und um Haftungsfragen sowie den Schutz des eigenen Vermögens. So stellt sich bei Unternehmern die Frage, welche Auswirkungen eine Insolvenz der Firma für die private Lebenssituation hat oder welche Vermögenswerte für betriebliche Verbindlichkeiten haften.
Fallstricke bei der Kapitalanlage in der eigenen Firma
Wie komplex die Situation ist, zeigt sich bei einer einfachen Sache wie der Kapitalanlage in einer GmbH. Gibt es dort mehrere Gesellschafter mit unterschiedlichen Präferenzen und vielfältigen steuerlichen Wechselwirkungen, dann stellt sich die Frage, auf welcher Ebene Investitionen getätigt werden sollen und wie diese Spannungsfelder in Einklang zu bringen sind. Auch gilt es zu bedenken, dass Depotbanken die steuerlichen Daten in der Regel für Privatvermögen liefern, nicht aber für betriebliche Vermögen. Mit der Konsequenz, dass auch die interne Buchhaltung oder der Steuerberater vor der Umsetzung einer Kapitalanlage einbezogen werden müssen. Hier ist die zentrale Steuerung aller Dienstleister durch einen Experten essenziell.
Aber es gibt noch viele weitere Besonderheiten, die es aus Sicht eines Finanzplaners zu bedenken gilt. Zum Beispiel ist die Höhe des Einkommens bei Unternehmern – anders als bei Angestellten oder Beamten – schlecht kalkulierbar und in der Regel stark schwankend. Das muss in der Liquiditätsplanung, bei der Höhe von Rücklagen und der Ausgestaltung der Kapitalanlage berücksichtigt werden. Für die Anlagestrategie gilt es zu bedenken, dass das eigene Unternehmen – wie bereits erläutert – ein nicht diversifiziertes und illiquides Asset darstellt. Das heißt, Unternehmer sollten bei ihrer privaten Kapitalanlage eigentlich weniger Risiko eingehen, um das Risiko des eigenen Unternehmens auszugleichen. In der Praxis verhält es sich, da Firmengründer tendenziell risikofreudiger sind, meist umgekehrt.
Unweigerliche Verflechtung zwischen privatem und unternehmerischem Bereich
Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Kursgewinne oder Dividenden je nach dem, ob sie im Privatvermögen oder in der Kapitalgesellschaft anfallen, unterschiedlich hoch sind. Auch ist es steuerlich ein erheblicher Unterschied, ob Kursgewinne anfallen oder der Verkehrswert der eigenen Firma steigt. Und schließlich sind Unternehmer nicht in der gesetzlichen Rente, sie werden bezüglich ihrer Kreditwürdigkeit anders behandelt als andere Berufsgruppen und sie sind höheren Haftungsrisiken ausgesetzt. Alle diese Unterscheidungsmerkmale gilt es in der Beratung und der Finanzplanung zu berücksichtigen.
Vor allem aber muss bei einem Unternehmer immer klar unterschieden werden, ob er zum Unternehmen oder als Privatperson beraten wird. Und weil es unweigerlich Verflechtungen zwischen dem privaten und dem unternehmerischen Bereich gibt, ist ein ganzheitlicher Beratungsansatz bei Unternehmern ganz besonders empfehlenswert. Denn da die Komplexität der potenziellen Fragestellungen rund um einen Unternehmer, sein Unternehmen und seinen privaten Bereich sehr viel größer ist als oft vermutet, ist eine gute und umfassende Finanzplanung hier noch sehr viel wertvoller als bei einem Festangestellten.
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